Bevor wir uns auf den Weg nach Tulum machen, erfahren wir, dass unser Motor schon bald aus Mexico City los geschickt werden kann. Es fehlt nur noch, dass wir ihn bezahlen und schon wird er sich auf die fünftägige Reise machen. Zum Glück haben wir schon Erfahrungen mit den hiesigen Zahlungsmethoden gesammelt und überweisen das Geld ohne Schwierigkeiten beim nächsten Oxxo (mexikanischer Kiosk).
Tulum könnte man auch die kleine Schwester von Cancun nennen. Es gibt die gleichen Läden, Restaurants, Kneipen und Tourist*innen. Allerdings verfügt Tulum über eine eigene archäologische Stätte direkt am Strand. Diese lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Der Rezeptionist unseres Hostels erzählt uns ausserdem, dass es Bootstouren zu einem kleinen Riff gibt, wo man schnorcheln kann. Er verrät uns, dass geübte Schwimmer diese Untiefe auch ohne Boot erreichen und so die Kosten sparen könnten.
Nach unserem Besuch der Maya-Ruinen machen wir uns auf zum Strand. Schnell werden wir von einem Guide angesprochen, ob wir eine Schnorcheltour buchen möchten, was wir dankend ablehnen. Vom Ufer aus kann man sofort mehrere kleine Boote mit Besucher*innen erkennen, die alle ungefähr an der gleichen Stelle vor Boje liegen. Nach unserer Einschätzung ist das Erreichen ohne Boot für uns möglich. Wir wagen uns trotz des Wellengangs in die Fluten und werden gleich durch eine dichte Schicht Seegras bergrüsst. Nach dem doch ein wenig anstrengenden Weg erreichen wir das Riff und halten eine kleine Entfernung zu den Booten, um uns vor den wütenden Blicken der Guides in Acht zu nehmen. Dieses Mal haben wir unsere Unterwasserkamera mitgenommen, mit der wir ein paar Schnappschüsse zu machen gedenken.
Erst sehen wir nur ein paar Fische auf dem Meeresgrund, plötzlich wird Philip jedoch von einer Schildkröte überrascht, die sich von hinten an ihn angepirscht hat. Wir halten uns so lange im Wasser auf, bis unsere Kräfte gerade noch ausreichen, um sicher zurück an Land zu gelangen. Meeresschildkröten auf diese Art und Weise zu sehen, gefällt uns auf jeden Fall um einiges besser, als die Erfahrung in Akumal. Man muss jedoch leider anmerken, dass die Guides ein unausgesprochenes Monopol für die Besichtigung dieser entzückenden Tiere errichtet haben und sich uns gegenüber eher intolerant und sogar ein wenig aggressiv verhalten. Einer fährt nur mit knappem Abstand an uns vorbei und weist uns mit erhobener Stimme zurecht, obwohl unsere Präsenz von allen schon lange wahrgenommen wurde.
Der nächste Tag beginnt mit starkem Regen, also müssen wir zunächst etwas im Hostel ausharren. Gegen Mittag ändert sich das Wetter zu unseren Gunsten und wir machen uns auf zur Casa Cenote, einer Cenote mit einer Verbindung zum Meer. Es erwartet uns eine Art Fluss, der von Mangroven umwachsen ist. Schon im Internet haben wir gelesen, dass ein Krokodil in den Gewässern heimisch sein soll und auch die Aufsichtspersonen bestätigen uns dies. Es sei aber allerdings harmlos und man dürfe unbesorgt schnorcheln gehen. Trotz Entwarnung begeben wir uns ein wenig angespannt ins Wasser.
Die Unterwasserwelt gleicht keiner der Cenoten, die wir bisher besucht haben und wir können viele für uns unbekannte Fische beoabachten. Um in den hintersten Bereich der Cenote zu kommen, müssen wir ca. 5m lang unter den Mangroven hindurchtauchen. In diesem abgelegenen Abschnitt sieht Cora plötzlich das Krokodil. Es liegt gemütlich auf einem Stein am Ufer und geniesst die warmen Sonnenstrahlen. Als wir uns ihm nähern, öffnet es kurz ein Auge, lässt sich aber nicht weiter stören. Wir scheinen nicht die ersten Menschen zu sein, die das Krokodil je erblickt hat. Ein freundlicher Italiener mit wasserdichtem Handy macht sogar ein Foto von uns samt Reptil.
Da die Cenote aus einem Süss-Salzwasser-Gemisch besteht, ist das Meer nicht weit. Der Strand ist aber komplett privat und von unscheinbaren, sich auf den zweiten Blick aber als luxuriöse Hotels entpuppenden Gebäuden verbaut. Wir fragen an der Rezeption eines dieser Resorts, ob sie uns den Zugang zum Strand gewähren. Mittlerweile sind wir nämlich Google Maps Expert*innen und haben auf den Satellitenbildern ein Riff in der Bucht ausgemacht. Das wollen wir gerne schnorchelnd erkunden. Freundlicherweise lässt uns die Rezeptionistin durch, unter der Bedingung, dass wir die Liegestühle und Hängematten nicht besetzen. Der Strand ist wunderschön und völlig menschenleer. Die Touris chillen wohl lieber am Pool.
Unsere Vermutung bestätigt sich und wir treffen auf eines der schönsten Riffe, die wir je gesehen haben. Es tummeln sich Fische in allen Farben und Grössen zwischen den unzähligen Korallen. Die grösseren Tiere wie Rochen und Barrakudas lauern am Rand des Geschehens. Begeistert und erschöpft vom wunderschönen Tag kehren wir ins Hostel zurück und verbringen den Abend entspannt mit einer Flasche Wein auf dem Rooftop. Wir können es uns auch nicht verkneifen auf Google Maps noch mehr Buchten mit potentiellen Riffen zu suchen und realisieren: Es warten noch tausend weitere auf uns.
Next step: Scuba diving 😉