Im Süden El Salvadors liegt ein kleines Dorf namens El Cuco. Es ist nur wenige Kilometer von der hondurensischen Grenze entfernt und eignet sich darum perfekt, um dort noch ein paar Tage zu bleiben, bevor wir probieren, Honduras in einem Tag zu durchqueren. Das Dorf wurde wie El Tunco dadurch bekannt, dass es sich am Strand einer exzellenten Welle ("las Flores") befindet.
Nach guten drei Stunden Fahrt erreichen wir das Städtchen und machen es uns am Rande der Hauptstrasse gemütlich. Auch hier sind, zu unserer Erleichterung, die Pupusa Stände zur Genüge vorhanden, sodass wir uns gleich den Bauch vollschlagen. Als die Sonne erneut am Horizont aufgeht, machen wir einen kleinen Strandspaziergang. Wie erwartet, funktioniert die Welle zurzeit nicht wirklich. Der Swell bleibt im ganzen Land aus. Auch hier macht er keine Ausnahme. Die letzte Hoffnung ist "Punta Mango", eine etwas isoliertere Bucht, zu der wir uns nun aufmachen. Der nur zwölf Kilometer lange Weg entpuppt sich aber als um einiges anspruchsvoller als gedacht. Das Entwicklungsprojekt "Surf City", das El Salvador zu einer touristischen Surfhochburg machen soll, ist auch hier angelangt. Die gesamte Strasse zu Punta Mango wird momentan ausgebaut, was dazu führt, dass schwere Maschinen den Weg versperren, eine fünf Zentimeter dicke Feinstaubschicht die Strasse bedeckt und man mit langen Wartezeiten rechnen muss. Gordas grösste Herausforderung stellt sich uns jedoch erst ganz zum Schluss. Die "Strasse" zum Camping von Valentin, wo wir die Nacht verbringen wollen, ist nichts anderes als ein ausgetrocknetes Flussbett. Einen so steinigen, engen und ruckeligen Abhang sind wir bisher noch nie heruntergefahren. Ob wir da jemals wieder hochkommen?
Der Platz direkt am Strand entzückt uns. Von unserem Schlafplatz aus können wir direkt auf den Surfspot blicken. Aber auch hier erwartet uns eine Enttäuschung. Der Swell ist einfach zu klein, als dass sich richtige Wellen bilden könnten. Dafür gehören zu Valentins Camping einige kleine Häuschen auf Stelzen mit Hängematten. Der perfekte Ort für einen entspannten Lesenachmittag. Auf dem Grundstück lebt eine Hündin. Sie hat vor nur wenigen Tagen vier Junge geboren. So kleine Welpen haben wir noch nie gesehen und sind sofort schockverliebt. Am liebsten würden wir einen mitnehmen, dafür sind sie aber noch zu jung und zurück in die Schweiz könnten wir sie auch nicht bringen.
Am Nachmittag wollen wir zu Fuss die Gegend ein bisschen erkundigen. Wir laufen am Strand entlang, bis dieser sich in eine steile Klippe verwandelt. Ein schmaler Weg führt von hinten auf den kleinen Hügel, allerdings befindet dieser sich auf einem Privatgrundstück. Weit und breit ist niemand zu sehen, also schlüpfen wir unter dem Stacheldrahtzaun hindurch und stehen nur wenige Minuten später ein wenig ausser Atem vor dem Abgrund. Aus Ungeduld und Vorfreude sind wir die letzten Meter des Pfades regelrecht hochgerannt. Oben erblicken wir eine traumhafte Kulisse. Die untergehende Sonne taucht die Küstenlandschaft in ein goldenes Licht und Cora kann sich ein kleines Fotoshooting nicht entgehen lassen. Nachdem wir eine Weile den Blick über die Landzunge von Punta Mango geniessen, wollen wir noch ein kleines Stück weitergehen, um von der Klippe aus auch die nächste Bucht abzuchecken. Da wir mit einer ähnlichen Aussicht rechnen, erstaunt es uns umso mehr. Der Strand, der vor uns liegt, ist keiner der hier sonst in der Gegend so typischen Steinstrände. Das Ufer ist von wunderschönem, weissen Sand bedeckt, an den ein paar wenige Grundstücke grenzen, auf denen grosse Villen stehen. Von oben sieht es so aus, als wäre die Bucht privat und alle Gebäude teil eines Luxusresorts. Trotzdem wollen wir versuchen, an den Strand zu gelangen.
Der Weg in die Bucht herunter ist ein wenig steil, lohnt sich aber sehr. Wir laufen die kleine Bucht entlang und kommen mit Pete, einem ungefähr dreissigjährigen Canadier ins Gespräch. Er sitzt gemütlich vor seinem Haus und lädt uns, als wir vorbeilaufen, nach ein paar Minuten quatschen zu einem Bier ein. Wir springen noch kurz ins Wasser, bevor wir seine Einladung annehmen. Von Pete erfahren wir, dass alle Häuser in der Bucht Privatgrundstücke sind und nicht etwa zusammengehören. Er hat sein Land vor zehn Jahren gekauft, als es in der Gegend hier noch nichts gab. Mittlerweile hat er ein grosses Beach-Haus errichtet, durch das er uns liebend gerne führt. Wir sind beeindruckt von dem schönen Design und der stilvollen Integration verschiedener Holzelemente. Am besten gefällt uns die Holzbrücke, die das zweite Geschoss mit der Terasse verbindet. Dort draussen hat er einen Teil des Bodens entfernt, um ihn mit einem hängemattenähnlichen Netz zu ersetzen. Hier sitzen wir nun also und schlürfen genüsslich ein kaltes Bier. Die perfekte Belohnung für unsere kleine Wanderung. Nach ein paar Stunden ist es schon spät und Pete ist so nett, uns zu Gorda zurückzufahren. Wir verabschieden uns dankbar und verabreden uns gleich nochmals für eine Sunset-Surf-Session am nächsten Abend. Anscheinend kann man den Beach-Break des kleinen Sandstrandes auch ohne grossen Swell surfen. Gorda meistert den ausgetrockneten Bach vorbildlich, wir stellen uns am nächsten Morgen direkt ans Wasser neben Petes Haus. Der Surf wird tatsächlich ein Erfolg, sogar Pete und dessen Nachbar sind begeistert und befinden die Wellen heute als besonders gut. Ausserdem sei es das erste Mal, dass sie hier mit Leuten surfen, die nicht in der Gegend leben. Wir haben also zufällig einen Secretspot gefunden.
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