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AutorenbildCora

Gorda am Limit

Je weiter wir uns von Villahermosa entfernen, desto deutlicher wird die langsame Veränderung der Umgebung. Die unendlichen Sümpfe und Bananenplantagen weichen bewaldeten Hügeln. Auch an den Geräuschen unseres Motors kann man gut erkennen, dass die Strasse eine leichte Steigung hat. Zwischen uns und San Cristobal de las Casas liegen nämlich noch ungefähr 2000 Höhenmeter. Unser erster Halt ist in dem Dorf Teapa, wo wir neben einem Fluss ein gemütliches Nachtlager aufschlagen. Wir waschen uns im kühlen Nass und gehen zum Abendessen in eine kleine Pizzeria. Die Betreiber haben anscheinend noch nicht viele Europäer*innen bedient, oder Philips rote Haare belustigen sie, jedenfalls fragen sie uns nach dem Essen nach einem Foto. Gemeinsam posieren wir für die Kamera und verabschieden uns.


Der nächste Tag beginnt früh. Wir haben eine lange Strecke vor uns. In Chiapas liegt der Vulkan Chichonal, den wir gerne besichtigen möchten. Dieser ist sogar noch aktiv. Der letzte Ausbruch war im Jahr 1982 und hat einen eindrücklichen Krater hinterlassen. Schon im Internet haben wir jedoch über die Strassenverhältnisse gelesen, die anscheinend zu wünschen übrig lassen. Trotzdem probieren wir es und hoffen, dass unser Motor die nächsten zwei Tage keine Faxen macht. Nach den ersten paar Kurven merken wir: Der Weg ist schrecklicher, als wir ihn uns vorgestellt hatten. Er besteht nur aus Steigungen, keinen geraden Strecken und der Asphalt wurde an den meisten Stellen durch die heftigen Regenfälle weggewaschen. Das Ganze fühlt sich nach einem off-road Abenteuer an, das nach zwei Stunden Fahrt noch mit einer kleinen Flussüberquerung gekrönt wird.



Gorda zeigt sich von ihrer besten Seite und bringt uns heil in das abgelegene Camping am Fusse des Vulkans. Schon auf der ganzen Anreise ist Natur ist überwältigend und freuen uns sehr auf die Wanderung, die uns bis zum Krater führt.

Wir müssen uns ein wenig beeilen, da wir noch vor dem nachmittäglichen Regen zurück sein wollen.

Die Wanderung führt uns über Kuhweiden, durch einen Canyon, riesiges Schilf, dschungelartige Landschaft und einen Pinienwald. Als wir ausser Atem den Berg  heraufkraxeln und uns schon fragen, ob wir uns vielleicht verlaufen haben, strömt uns plötzlich ein fauliger Geruch entgegen. Nur wenige Meter später sehen wir den mit türkisem Wasser gefüllten Krater, der hier vor 40 Jahren in den Berg gesprengt wurde. Der Blick ist umwerfend und wir machen unsere wohlverdiente Mittagsrast. Man kann überall auf der Wasseroberfläche aufsteigende Blasen und Dampf beobachten. Wir sind an diesem Tag die einzigen, die sich auf die Wanderung begeben haben, weshalb wir die Aussicht ganz alleine geniessen können. Dies macht den Ausflug umso schöner, da wir uns noch entfernter von jeglicher Zivilisation fühlen.




Als wir wieder im Camping ankommen, duschen wir mit einem Eimer und gesammelten Regenwasser und kochen gemütlich eine Nudelsuppe. Ganz entspannt sind wir jedoch nicht, weil wir genau wissen, dass wir die anspruchsvolle Strasse am nächsten Morgen wieder zurückfahren müssen. Zum Glück hält Gorda auch diese Strapazen aus und wir erreichen das Centro ecoturistico “Siempre Verde”, wo wir die Nacht verbringen. Dieses Camping ist kein normales, sondern ein Ausflugsziel für die Oberschicht Mexikos. Campen tun nur wir. Die restlichen Gäste werden in den grossen Cabañas beherbergt und geniessen den Luxus einer Sauna mit Dampfbad. Wir haben kein Frühstück dabei, werden aber glücklicherweise am nächsten Morgen vom Besitzer der Anlage auf einen Kaffee und Brötchen eingeladen. Als Gegenleistung erwartet er lediglich, dass wir seinen Erzählungen zuhören und ihm ein wenig Auskunft über Europa geben.


Mit etwas Verspätung machen wir uns auf den Weg. Wenn alles klappt, werden wir noch heute San Cristobal de las Casas erreichen. Zuerst müssen wir uns allerdings für eine der beiden Strassen entscheiden, welche in die Stadt führen. Wir nehmen die, auf der man keine Maut zahlen muss und hoffen, dass uns keine Roadblocks erwarten. Chiapas ist die ärmste Provinz Mexikos und für viele Einwohner gibt es keine andere Möglichkeit, die Aufmerksamkeit der Regierung oder Geld zu erlangen, als Autobahnen zu versperren.

Wir haben Glück. Die Strasse führt uns zwar durch unzählige kleine Kaffs und man muss auf Grund der Steigung konstant die Temperatur des Motors im Blick haben, auf Blockaden stossen wir aber nicht. Irgendwann wird der Asphalt immer schöner, hinter einem Hügel taucht die Stadt auf. Noch bevor wir ins Zentrum fahren, machen wir einen Halt im Walmart. Auch in Mexiko wird es nämlich bei über 2000 Metern über Meer nachts ziemlich kalt, sodass ein simples Leintuch als Decke nicht mehr ausreicht.

Wir ergattern uns einen Parkplatz direkt vor einem Hostel, wo wir für etwas Geld die Sanitäranlagen benutzen dürfen und sind erleichtert, endlich angekommen zu sein.




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