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AutorenbildCora

Adiós Mérida!

Zurück in Mérida treffen wir noch unsere einige Vorbereitungen für die Abreise, während die Mechaniker dem Motor den letzten Schliff verleihen. Endlich ist unser Büsschen mit massgeschneiderten Vorhängen ausgestattet und das nächtliche Ritual des "Handtücher in die Türen klemmen" ist Geschichte. Die Arbeiten am Auto zum Glück gut voran und es gibt keine bösen Überraschungen. Ganz im Gegenteil, wir gewinnen zu unserer grossen Freude eine neue Passagierin dazu. Sie heisst Frankie (aka Smokeit), verspeist vorzugsweise gemahlene Bananen oder Babybrei und ist nur knappe 15cm gross. Was wir anfangs für eine kleine Ratte gehalten haben, entpuppt sich als ein von ihrer Mutter verlassenes Opossum. Zu ihrem Glück wurde es direkt unter ihrem neuen zu Hause, unserem Auto, ausgesetzt. Ohne zu zögern wird sie von Cora herzlich aufgenommen und gleich mit einem Bad verwöhnt. Philip, anfangs etwas misstrauisch, gewinnt auch schnell an Liebe für das kleine Tierchen und so wird es offiziell in die TravelTales Familie aufgenommen. Es erhält eine eigene Box, in der es die Nächte verbringt und begleitet uns tagsüber in einem Bauchtäschchen. Die ersten Tage braucht es noch einiges an Aufmerksamkeit, da es nachtaktiv ist und Essen nur über eine Spritze zu sich nehmen kann. Wir überstehen jedoch diese kurze Eingewöhnungsphase und schon bald sind wir ein eingespieltes Team.






Schweren Herzens, aber mit ganz viel Vorfreude nehmen wir von all unseren neu gefundenen Freunden Abschied und verlassen Mérida. Die Mechaniker haben ihre Arbeiten abgeschlossen, uns das Auto und den Motor nochmals gut erklärt und sogar eine kurze Probefahrt mit uns durchgeführt. Unser nächstes Ziel liegt nur eine knappe Stunde entfernt, und wer unsere Blogs fleissig verfolgt hat, kann sicherlich erraten, dass es eine Cenote ist. Unverhofft bleiben wir aber in einem klitzekleinen Dorf stecken. Unser Auto gibt nämlich einen Alarmton von sich, den wir bei unserem letzten Unglück schon gehört zu haben glauben. Wir trauen uns nicht weiterzufahren, bis wir eine Entwarnung des Mechanikers erhalten haben. Also sehen wir uns gezwungen, nach einem anderen Schlafplatz zu suchen. Diesen finden wir auf dem Parkplatz einer Art Kirchencamps, wo Scharen von Kindern religiöse Lieder singen und in Zelten übernachten. Auf dem Sportplatz direkt daneben findet ein Fussballspiel zwischen zwei Frauenmannschaften statt. Begeistert schnappen wir uns unsere Campingstühle und begeben uns als Zuschauer*innen an den Spielfeldrand. Das Niveau ist nicht besonders hoch, was aber das Amusement erheblich steigert. Nach einem Telefonat mit dem Mechaniker und einem kurzen Öl- und Kühlwassercheck machen wir uns am nächsten Morgen wieder auf den Weg zur Cenote. Um diese zu erreichen, muss man einen Kilometer lang über Stock und Stein fahren und unser Auto, das wir übrigens "Gorda" (Dicke) getauft haben, absolviert ihren ersten Off-Road-Kurs. Nach der Abkühlung geht es nach Muna, wo sich der erste Hügel, den wir seit sechs Wochen gesehen haben, befindet. Wir dürfen uns auf den Parkplatz des Restaurants "El Mirador" stellen und geniessen einen wunderschönen Sonnenuntergang mit Blick auf die Mayaruinen von Uxmal von einer Aussichtsplattform aus.





Da wir uns mittlerweile sicher sind, dass der Motor eine Fahrt von über einer Stunde verträgt, nehmen wir uns für den nächsten Tag eine etwas längere Strecke vor. Wir überqueren die Grenze nach Campeche und das erfreulicherweise ohne Polizeikontrolle. Als Übernachtungsplatz suchen wir uns Lerma aus, ein kleines Fischerdörfchen neben der Stadt Campeche. Wir parken am Rand einer ruhigen Strasse nahe dem Meer, nachdem verschiedene Restaurants uns abweisen. Mit unserem bereits eingeweihten Gaskocher kochen wir Pasta auf dem Bürgersteig und werden gegen sieben Uhr abends von einer Security Dame verscheucht. Sie merkt an, dass wir direkt vor dem Haus des Dorfpräsidenten stünden und unsere Anwesenheit hier nicht erwünscht sei. Wir packen also all unsere Sachen zusammen und wollen das Auto starten. Nur leider ist unsere Gordita nach der langen Fahrt schon erschöpft eingeschlafen und regt sich nun kein bisschen mehr. Nach langen Gesprächen mit der Security Dame und der lokalen Polizei lässt man uns gewähren und die Nacht hier verbringen. Morgens machen wir uns sofort daran, einen Mechaniker aufzutreiben, das Büsschen rührt sich nämlich immer noch nicht vom Fleck. Telefonisch lässt sich aber bedauerlicherweise niemand auftreiben, also erklärt sich eine Polizeipatrouille dazu bereit, uns einen Mechaniker herzuschicken. Dieser trifft auch bald ein und schleppt uns mit einem immer wieder reissenden Gummischlauch in seine Werkstatt. Während er unsere Benzinpumpe auseinander nimmt, erkunden wir das Fischerdorf zu Fuss und kehren in einem Fisch-Restaurant direkt am Meer ein. Als wir auf dem Rückweg und nur wenige Meter von der Werkstatt entfernt sind, hören wir schon das wohltuende Geräusch unseres Motors. Der Mechaniker hat es tatsächlich in nur 4 Stunden geschafft, den Van wieder zum Laufen zu bringen. Es stellt sich heraus, dass die Mechaniker in Mérida nicht alle Schläuche richtig angeschlossen haben und die Verbindung zum Sensor, der die Menge des in den Motor strömenden Benzins kontrolliert, nicht gewährleistet war, was zu einem Ertrinken des Motors geführt hat. Auch mit dem hiesigen Mechaniker gehen wir auf eine kurze Probefahrt und er erklärt uns, dass Gorda doch noch einige Mängel mehr aufweist, als wir bisher gedacht hatten. Fürs Erste sei sie allerdings fahrtüchtig, sofern wir es gemütlich nehmen. Das sollte für uns aber kein Problem sein, unsere Höchstgeschwindigkeit bis jetzt waren sowieso nur 80 km/h. Nach einer weiteren Nacht in Lerma hüpfen wir im Dorfzentrum kurz mit Taucherbrille und Schnorchel ins Wasser und sehen prompt eine Schildkröte und zwei Tintenfische.

Wir fahren weiter Richtung Ciudad del Carmen, auf einer wunderschönen, kurvigen Strasse, die uns immer wieder Blicke auf das türkisfarbene Meer gewährt. Irgendwann machen wir Halt bei einem Restaurant direkt an der Autobahn. Daneben liegt auch ein Grundstück mit einer verlassenen Bar direkt am Meer. Wir fragen im Restaurant, ob wir uns einfach auf die Parzelle stellen können, um dort die Nacht zu verbringen. Dies sei kein Problem, also machen wir unser Nachtlager bereit und begeben uns zum zweiten Mal an diesem Tag zum Schnorcheln. Diese Bucht ist ungünstigerweise von Seegras bewachsen, sodass es nicht viel zu sehen gibt. Trotzdem sind wir zufrieden, da wir zwischen den unendlichen Algen einen Kugelfisch und ein Seepferdchen, das Cora sogar einfängt, entdecken. Nach dem Abendessen wollen wir noch ein letztes Bad unter dem wunderschön klaren Sternenhimmel nehmen, als wir komplett überrascht werden. Das Wasser ist biolumineszent! So etwas haben wir beide noch nie gesehen. Schon bei der kleinsten Bewegung leuchtet es auf und unsere ganzen Körper sind von blauem Licht umgeben.






Nach einem erholsamen Schlaf geht unsere Reise weiter. Uns hat das Campen am Strand gefallen, also wollen wir es nochmal versuchen. Auf iOverlander, unserer neuen Lieblingsapp, lesen wir von einem Grundstück am Meer, dessen kanadischer Besitzer anscheinend freundlich gegenüber Campern gestimmt ist. Wir kommen vor dem geschlossenen Tor an, parken das Auto und begeben uns zu Fuss ins Innere. Dort erwarten uns nur einige Bauarbeiter, dafür ein unglaublich schöner Strand mit einigen Cabañas. Per Whatsapp erhalten wir die Erlaubnis vom Besitzer, gegen eine kleine Summe über Nacht bleiben zu dürfen. Später trifft dieser auch persönlich ein und erzählt uns bei einigen Bieren, dass die sich noch im Bau befindenden Hütten Teil eines Beachclub sind, der aber erst im Frühling eröffnet wird. Die Bauarbeiter, der Besitzer und wir sind also die einzigen Menschen, dies sich auf dem fast 1 km langen Terrain direkt am Meer aufhalten. Wir fühlen uns hier vom ersten Moment an komplett zu Hause und bezahlen gleich für zwei Nächte. In der Nacht kann man hier am Strand entlang gehen und Ausschau nach Schildkröten halten, die zum Eier legen aus dem Wasser kommen. Bisher haben wir aber leider noch keine gesehen. Am zweiten Tag bietet uns Sean, der Besitzer, an, noch eine dritte Nacht gratis zu bleiben. Eine kostenlose Nacht im Paradies lehnt man nicht ab, auch wenn man eigentlich langsam weiter müsste. Der unendliche weisse Strand, das türkise Wasser und die Abwesenheit von Menschen, Abfall und Lärm stellen diesen Ort an die Spitze unserer bisherigen Campingplätze und wir geniessen jede Minute.






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1 Comment


jenshug
Aug 19, 2022

Das Opossum ist ja süüüüß, und ihr 2 auch.

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